Die Galerie Dorothea van der Koelen ist auf Expansionskurs. Sie bringt nicht nur Kunst aus aller Welt nach Mainz, sondern ist auch selbst weltweit aktiv. Jüngster Coup: Vor kurzem eröffnete sie in Venedig eine zweite Galerie.

Von Stefanie Mittenzwei.


MAINZER RHEIN-ZEITUNG  4. AUGUST 2001
 

ALLES IN VENEDIG IM FLUSS

Dorothea van der Koelen eröffnete in Lagunenstadt zweite Galerie mit Plessi-Installation - Suche nach mehr Raum in Mainz

MAINZ. Der Zeitpunkt war gut gewählt. Die Vorbesichtigungen der Biennale waren abgeschlossen, die Ausstellung aber noch nicht eröffnet. Die Lücke nutzte Galeristin Dr. Dorothea van der Koelen, um am 8. Juni ihre neue Galerie mitten in Venedig zu eröffnen. Gerade zurückgekehrt aus der Lagunenstadt, berichtet sie von dem Ereignis: "Es waren fast 500 Leute da, viele Freunde, auch aus Mainz." Besonders habe sie sich gefreut über das große Interesse von zahlreichen Vertretern wichtiger Museen.

Für die venezianische Galerieeröffnung hatte der bekannte Videokünstler Fabrizio Plessi die Video-Installation "Omaggio a Venezia" geschaffen. "Die Arbeit bezieht den Entstehungsprozess der Galerieräume mit ein", berichtet die Galeristin. Ein fragmentarisches Mosaik auf dem Boden stelle die Verbindung her zur Vergangenheit. "Gleichzeitig greift die Arbeit das in Venedig allzeit präsente Element Wasser auf. Ein transparentes Fließen stellt den Fußboden dar." Dorothea van der Koelen hatte vor einigen Jahren Plessi und eine große Installation ins Mainzer Landesmuseum vermittelt. Die neue Arbeit des Künstlers wird sie vielleicht auch in Mainz ausstellen. Zeitgleich ist ein deutsch-italienisches Buch "Deutschlandreise" mit Texten von Plessi erschienen. Bis Ende September soll seine Installation in Venedig bleiben - und kann dort für 360.000 DM erworben werden.

Dass sie sich jetzt mit der Galerie in Venedig einen Traum aus den ersten Jahren als Galeristin erfüllen konnte, sieht Dorothea van der Koelen auch als ein Werk Gottes. Darum hat sie bei der Eröffnung auch den Kunst-Pater Friedhelm Menneskes von der Kunststation St. Peter in Köln eingeladen, die Räume einzusegnen.

Seit drei Jahren schon habe sie eine Bleibe im geliebten Venedig, berichtet sie. Dass sie aber in unmittelbarer Nachbarschaft Räume für die 120 Quadratmeter große Galerie gefunden habe, das sei ein großes Glück gewesen. Das vorherige Fotolabor wurde bis auf die Grundmauern entkernt, und die teils bis zu 400 Jahre alten Wände wurden entsalzt und getrocknet. Damit die Kunstwerke, die dort einmal hängen, keinen Schaden nehmen, wurde noch eine Vorwand eingezogen. Ab September werden sich dort Künstler der Galerie mit Arbeiten vorstellen, bevor es nächstes Frühjahr die nächste große Einzelausstellung gibt.

Zurück in Mainz ist Galeristin Dorothea van der Koelen mit den nächsten Projekten befasst: der großen Ausstellung von Lore Bert im September oder mit den Vorbereitungen für eine gewaltige Präsentation von einem Dutzend weltbekannter Künstler in 28 Räumen. Das Unternehmen wird 2002 in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden.

"Und hier platze ich fast aus den Nähten", beschreibt die Kunsthistorikerin in Mainz ihre räumliche Situation in der beengten Bretzenheimer Galerie und der Galerie-Halle in Laubenheim. Seit geraumer Zeit sucht sie bereits ein verkehrsgünstig gelegenes großes Galerie-Haus - auch, um die eigenen Unternehmungen in Zukunft noch weiter ausdehnen zu können. "Wenn ich nichts finde, muss ich vielleicht in Venedig suchen."


Buch zur Ausstellung:

Fabrizio Plessi, "Deutschlandreise", Texte, Reflexionen, Projekte, Italienisch-Deutsch, übersetzt von Bettina Gräfin von Pfeil, Chorus-Verlag, 36 Mark