PRESSEMITTEILUNG  11.6.2004
 

DER TROPFEN ALS KÜNSTLERISCHES UND GEISTIGES PRINZIP

Einzelausstellung ›The Code to Paint‹ von Guang Yao Wu in Mainz

Unter dem Titel The Code to Paint zeigt die Galerie Dorothea van der Koelen in Mainz von 19. Juni bis 30. Juli 2004 eine Einzelausstellung von Guang Yao Wu zum Thema des Tropfens, mit dem sich der Künstler in Zeichnungen, Objekten und Installationen auseinandersetzt.

Wus Installationen setzen sich oft aus einer Vielzahl von quadratischen Bildtafeln zusammen, die in regelmäßigen Abständen oder freien Improvisationen auf die Wände montiert sind. Die mit schwarzem Filz überzogenen Holztafeln zeigen überdimensionierte cremeweiße Filz- tropfen, deren Konturen sich auflösen. Die elementare Form dieser Bilder unterliegt einem aufwendigen Arbeitsprozess, den Wu mit folgenden Worten beschreibt: »Die Taten eines Formens übertragen die Form.« Über technische Verfahren wird einem originalen, räumlichen Tuschetropfen, der frei von einem Pinsel auf eine Papierfläche fällt, eine neue Materialität verliehen. Am Beginn dieser Transformation steht das Kopieren des Papiers, wodurch der Tropfen vergrößert wird und seine ursprüngliche stoffliche Beschaffenheit verliert. In einem weiteren Schritt der Formauflösung wird er als Schablone ausgeschnitten und auf weißen Filz übertragen. Durch dieses Verfahren der prozessualen Formzerstörung entsteht schließlich durch die Integration des Filztropfens mit der quadratischen Bildtafel eine Neuschöpfung, die in ihrer warmen Stofflichkeit Lebendigkeit ausstrahlt. Die Anordnung der Bildtafeln als Installation steigert den Eindruck von Bewegtheit.

Das Kunstverständnis von Wu konstituiert sich an der Schnittstelle zwischen westlicher Kunsttradition und fernöstlichem Gedankengut. Wu, der von 1989-1995 ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe aufnimmt, entwickelt seine individuelle Bildsprache in Auseinandersetzung mit Grundprinzipien des ›Konstruktivismus‹ und der ›Minimal Art‹, die er mit der Vorstellungswelt der chinesischen Kultur zusammenführt. Aus dieser Synthese gehen die für Wu charakteristischen Tropfenbilder hervor. Deren reduzierter, elementarer Formensprache, die auf den beiden abstrakten Grundformen Quadrat und Kreis beruht, legt Wu Anschauungen des Taoismus zugrunde. So setzt der Taoismus den Begriff Punkt nicht mit Endgültigkeit gleich, sondern sieht in ihm einen Moment der Bewegung, der Offenheit impliziert. Der Punkt versinnbildlicht die Dynamik, die dem Sein, das einem kontinuierlichen Prozess des Wandels unterworfen ist, innewohnt. Wus kreisförmige Filztropfen, deren geschlossene Konturen aufbrechen, suggerieren diese offene Bewegungsstruktur und Wandlungsfähigkeit, die sich bereits in ihrer technischen Ausführung widerspiegelt. Der Dynamik der Filztropfen stellt Wu, in Form des statischen Quadrats des Bildträgers, das Prinzip der Ordnung entgegen. Die in Wus Tropfenbildern inhärenten Reflexionen eröffnen mittels einer essentiellen Formensprache eine geistige Dimension, die von der fernöstlichen Kultur durchdrungen ist.

Wu beginnt 1979 seine künstlerische Ausbildung an der Shanghai School of Art and Design und der Central Academy of Art and Design in Peking. Sein Studium schließt er 1995 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe ab. Seine Einzelausstellungen u.a. 1987 in der Nationalgalerie in Peking, 1996 in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe sowie seine Beteiligung an Gruppenausstellungen u.a. 1993 am OIPCA East Village in New York und 1995 im Künstlerhaus Bethanien in Berlin manifestieren die Ernsthaftigkeit seiner künstlerischen Arbeit, für die er 1996 mit dem ›Dorothea von Stetten-Kunstpreis‹ ausgezeichnet wird.

Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Radierung von Guang Yao Wu als Vorzugsausgabe zu der Publikation G. Y. Wu. · Werke 1995-1998 (Chorus-Verlag).


Die Ausstellung ist geöffnet:
19. Juni - 30. Juli 2004
MO - FR 9.00 - 17.00 Uhr u.n.V.


GALERIE DOROTHEA VAN DER KOELEN
Hinter der Kapelle 54
D - 55128 Mainz
Tel. +49 - (0)61 31 - 3 46 64
Fax +49 - (0)61 31 - 36 90 76

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Dr. Dorothea van der Koelen
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